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Hundeherz

In der Erzählung „Hundeherz“ von Michail Bulgakow werden ethische Sichtweisen auf das Thema der Xenotransplantation aufgetan. „Darf man alles, was man kann?“, lautet die Grundfrage, die anhand des skurrilen und witzigen Textes diskutiert werden soll. Wenn nicht das ganze Buch gelesen werden kann, gibt es auch die Möglichkeit, mit der Nacherzählung und dem Epilog zu arbeiten. Unter Heranziehung verschiedener Quellen wird ersichtlich, dass sich die Frage nach der Verantwortung nur im diskursiven Kontext stellen lässt. Die Lernenden setzen sich mit dem Diskurs und den Faktoren auseinander, die bestimmen, welche Akteure Macht dazu haben, bei diesen großen Entscheidungen im Hinblick auf Eingriffe in die Natur mitzureden. Bei den verschiedenen Positionen gilt es zu klären, welches Menschenbild dahintersteht.

Unterrichtsbausteine

Der Text, der als Zusammenfassung oder auch auf Russisch oder Englisch gelesen werden kann, eignet sich für unterschiedliche Aktivitäten:

Wenn die gemeinsame Lektüre bis zu jenem Punkt gelangt ist, an dem ethische Probleme mit dem menschgewordenen Hund auftreten, können Lernende Ethikkommissionen bilden, die die Lage besprechen bzw. eine Empfehlung (Anregungen dazu siehe Deutscher EthikratDeutscher Ethikrat Sondervotum) zu folgenden Fragestellungen abgeben (vgl. Deutscher Ethikrat 2011, 10, 127):

Nach dieser Diskussion wird das Buch zu Ende gelesen oder der Epilog herangezogen, um zu sehen, welche „Lösung“ der Autor anbietet. Im Anschluss daran setzen sich die Lernenden in kleinen Gruppen zusammen und entwickeln aus Bulgakows Epilog ein szenisches Spiel. Ihr Auftrag lautet, zumindest eine zusätzliche Figur ins dramatische Geschehen aufzunehmen, die die vorher diskutierten Standpunkte einbringt. Die Gruppen führen einander ihre Szenen vor.  

Eine weitere Auseinandersetzung mit dem Thema Xenotransplantation besteht darin, dass dazu in Gruppenarbeit Artikel gesammelt werden, die unterschiedlichen Kontexten entstammen: Artikel zu Gesetzen in unterschiedlichen Ländern, Texte in konfessionellen Rahmungen (verschiedene Religionen), Biologieschulbücher, Chats, Postings usw. Bei den Zusammenfassungen der jeweiligen Aussagen bearbeiten die Lernenden zwei Fragegruppen:

  1. Was ist erlaubt und was verboten? Was sind wesentliche Bedingungen und Begründungen dafür?
  2. Wer spricht (anonym, Pseudonym, Namen)? Mit welchen Charakteristiken bzw. welcher Autorität sind die jeweiligen AutorInnen versehen (Herkunft, Position, Titel, Geschlecht)? Welche Reichweite könnte der Text haben (zeitlich, geographisch, gruppenspezifisch)? 

Anschließend werden ExpertInnengruppen gebildet: Gruppen mit Lernenden aus je einer Recherchekategorie setzen sich zusammen und vergleichen Grenzziehungen, Begründungen und die Art und Weise der Argumentation. Oder finden sich gar keine Begründungen für die getroffene Position?
Dann werden im Plenum Unterschiede und Gemeinsamkeiten präsentiert. Die Ergebnisse können auch mit Bulgakows Erzählung in Zusammenhang gebracht und anhand folgender Fragen diskutiert werden:

Als weitere Aktivität (Einzel- oder Gruppenarbeit) bieten sich Textproduktionen an. Die Lernenden schalten sich mit unterschiedlichen Textsorten in die Diskussionen ein: LeserInnenbrief, Kurzgeschichte, Stellungnahme, Rezension zu einem der recherchierten Texte. Ebenso kann ein Einleitungstext inklusive Bilder für ein Bürgerforum hergestellt werden, mit dem möglichst viele Personen eines Bezirks angesprochen werden sollen etc. Die Texte werden einander präsentiert.

Abschließend sollte die Lehrkraft die wichtigsten Aspekte zu Diskurs, Macht und verstecktem Menschenbild zusammenfassen, die von den Lernenden erarbeitet worden sind.

Varianten

Als weitere literarische Texte, die Technikfolgenabschätzung und Fragen nach der Begrenzung von Forschung und Wissenschaft thematisieren, eignen sich Bulgakows "Die verhängnisvollen Eier", Goethes "Zauberlehrling", Mary Shelly’s "Frankenstein", E.T.A. Hoffmans "Sandmann" oder Kafkas "Bericht an eine Akademie".

In Kombination mit anderen Fächern bietet sich an, gesetzliche Forschungsstandards zu thematisieren sowie historische und geographische Vergleiche anzustellen. Auch könnte das Thema aus der Sicht der Weltreligionen beleuchtet werden.

Anregungen und Hinweise zur vertiefenden Auseinandersetzung können Kapitel oder Textpassagen aus Ulrike Baureithels und Anna Bergmanns Buch "Herzloser Tod" herangezogen werden. Darin werden aus verschiedenen Perspektiven aufbauend auf Gesprächen mit an Transplantationen Beteiligten Fragen zum Hirntod sowie Problematiken und Belastungen der Transplantation beleuchtet.

Literatur

Bulgakow, Michail (1994): Hundeherz. Eine Erzählung. Frankfurt am Main/Wien.
Deutscher Ethikrat (Hg.) (2011): Mensch-Tier-Mischwesen. Stellungnahme. Berlin.

Anregungen und Hinweise 

Baureithel, Ulrike/Bergmann, Anna (1999): Herzloser Tod. Das Dilemma der Organspende. Stuttgart.

 

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