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Körper und Macht

Anhand von soziologischen Thesen einerseits und literarischen Textausschnitten andererseits werden verschiedene Aspekte des Körpers (Ausdrucksformen, Werte, Arbeit am Körper) zutage gefördert und im Zusammenhang mit Machtprozessen reflektiert. Die scheinbar natürlichen und objektiven Konzepte von Gesundheit, Schönheit und Funktionalität werden dekonstruiert und in ihren Ungleichheit produzierenden Wirkungen untersucht. Auch die besondere Rolle der Literatur als Teil des Diskurses bzw. als Gegendiskurs wird diskutiert.

Unterrichtsbausteine

Die Begriffe des Handouts werden an die Tafel geschrieben. Via Brainstorming werden Beispiele zu den genannten Aspekten von Körper und Macht gesammelt. Z.B. Ausdrucksweisen: Mimik, Bewegung; Werte: Fitness, Schlankheit, Gesundheit; Arbeit am Körper: Haare färben, Training; Macht (Wer bestimmt?): jedeR Einzelne, Drogeriemarkt; AdressatInnen: alle, Gesundheitsbewusste, insbesondere junge Menschen. (siehe Handout Beispiel)

Die Lernenden erhalten ein Handout, auf dem lediglich die fünf Begriffe stehen, sowie einen Ausdruck der Soziologischen Körperskizzen. In Kleingruppen notieren sie die darin thematisierten Aspekte von Körper und Macht.

An der Tafel werden diese Aspekte ergänzt, wodurch Körper- und Machtdimensionen immer differenzierter werden. Anschließend wird gemeinsam zusammengefasst, inwiefern aus theoretischer Sicht Körperkonzepte eine Frage von Macht sind und Ungleichheiten verstärkt werden. Dabei kann die Lehrkraft in einem Input auch auf die Intersektionalitätsforschung eingehen (siehe Hintergrundartikel Intersektionalität).

Varianten

Die Vielfalt, in der Fiktionen an unseren Vorstellungen und Diktaten von Körpernormen beteiligt ist, lässt sich gut anhand literarischer Textausschnitte zeigen. (siehe Körper und Macht in der Literatur) Auch hier kann mit dem Handout gearbeitet werden. Wichtig ist allerdings, inhaltliche Aspekte anhand Erzählperspektive und literarischer Mittel zu diskutieren, durch die die Sicht mehrdeutig oder auch irritiert werden kann: durch Ironie, Übertreibung, Metaphorik etc. Um Vielfalt und Macht von Geschichten und Sprachbildern zu veranschaulichen, ist eine kreative Aufgabenstellung angebracht. Die Lernenden wählen sich einen Ausschnitt und schreiben über Figuren anderer Kategorien (Klasse, Alter, Geschlecht, Gesundheitszustand) einen ähnlichen Text. Dazu imitieren sie den Stil eines Ausschnittes. Eine andere Möglichkeit wäre, die Textausschnitte umzuschreiben: die Figuren durch andere zu ersetzen, die Werte umzudrehen, die Körper anders zu modellieren, den Stil zu verändern. Die Ergebnisse können wiederum zur Befüllung eines Handouts herangezogen werden. Inwiefern unterscheiden sich die Handouts zu den Originaltexten und den Kreativtexten?

Bei einer weiteren Möglichkeit, sich mit dem Verhältnis von Körper und Macht auseinanderzusetzen, werden massenmediale Texte herangezogen. Die Lernenden erhalten die Aufgabe, Zeitschriften nach Bildern und Artikeln zu durchforsten, in denen Körpernormen implementiert werden. In Gruppen werden mit Schlagzeilen und Bildern Collagen gebastelt. Wichtig ist, dass es hier um keine statistische Auswertung geht, sondern um besonders beeindruckende oder verstörende Beispiele, in denen Macht/Ohnmacht über den Körper zum Ausdruck kommt. Anschließend werden die Collagen zwischen den Gruppen getauscht und entlang der Begriffe des Handouts diskutiert: Welche Ausdrucksweisen stehen im Vordergrund? Für welche Gruppe von Personen sind welche Körper konzipiert und was für Arbeit am Körper ist vorgesehen? Inwiefern handelt es sich dabei um eine akzeptable Tätigkeit oder aber eine Zumutung? Diese Fragen können abschließend anhand machtkritischer und phänomenologischer Aspekte der Leiblichkeit diskutiert werden.

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