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Wegweiser zur didaktischen Orientierung

Von Sabine Zelger

Die Materialien „Mehr als Ethik“ wurden nach den Prinzipien der Aktionsforschung (vgl. Klüver/Krüger 1972; de Luchi 2000; Krammer 2010) in enger Zusammenarbeit von Lernenden, Lehrenden und Forschenden entwickelt. (siehe Projektskizze und Zelger 2012) Sie sind Ergebnis einer Kooperation, an der sich Institutionen mit ausgewählten Schwerpunkten beteiligten. (siehe PartnerInnen) Zusammengearbeitet wurde mit (Hoch)Schulen, in denen Ethik als Pilotfach (Gymnasium Parhamerplatz Wien), Gesundheits- und Medizintechnik als Schwerpunkt (Höhere Technische Lehranstalt Mistelbach) sowie Gesundheits- und Krankenpflegeausbildungen (Pflegeakademie der Barmherzigen Brüder Wien, Fachhochschule Campus Wien) angeboten werden.

Vom Institut für Philosophie der Universität Wien aus, an dem das Projekt angesiedelt war, fand reger Austausch mit Institutionen statt, an denen die Aus- und Fortbildung von Lehrkräften beforscht und realisiert wird, wie dem Fachdidaktischen Zentrum Deutsch an der Universität Wien sowie der Akademie für Fort- und Sonderausbildung am Allgemeinen Krankenhaus Wien. In die Entwicklung der Materialien flossen außerdem Ergebnisse von Kooperationen mit diversen WissenschafterInnen ein. Ins Projekt eingebunden wurden sie über Forschungstage an der Universität Wien sowie am Institut für Technikfolgenabschätzung an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.

Fragestellungen und Methoden wurden mit vier Kooperationsklassen der verschiedenen Schultypen entwickelt, verschiedene Texte und Leitfäden erstellten kleine Forschungsteams, bestehend aus SchülerInnen und Studierenden. LehrerInnen verschiedenster Fachrichtungen (Philosophie, Ethik, Religion, Deutsch, Technik-, Gesundheitsfächer u.a.) beteiligten sich als InterviewpartnerInnen und EntwicklerInnen sowie EvaluatorInnen der Materialien. Sofern die AutorInnenschaft nicht extra ausgewiesen ist (siehe AutorInnen), sind Texte und Materialien als Ergebnisse dieser vielfältigen Kooperationen anzusehen. Sie wurden vom Projektteam Doris Pfabigan und Sabine Zelger in Form gebracht, die dafür auch verantwortlich zeichnen.

Aus der interdisziplinären Zusammenarbeit des Projektteams mit den wissenschaftlichen KooperationspartnerInnen kristallisierten sich in der zweijährigen Zusammenarbeit mehrere Problemstellungen heraus, die für einen Ethikunterricht jenseits normalisierender Anerkennung (vgl. Rösner 2002) zu beachten sind. So gilt es zu untersuchen, in welchen Diskursen und auf welche Weise unsere Gesundheitsvorstellungen und Körpernormen implementiert werden. Zugleich gilt es zu fragen, welche Gruppen der Bevölkerung nicht involviert sind oder auf spezifische Weise benachteiligt und unter Druck gesetzt werden. Nicht zuletzt soll beleuchtet werden, inwiefern zentrale Aspekte aus dem herrschenden Diskurs und der institutionalisierten Bioethik ausgeklammert sind. Die erweiterten Perspektiven sind in Hintergrundartikeln zu Machtkritik, Intersektionalität, Anerkennung, Leiblichkeit und Identität zusammengefasst. (siehe Zur Theorie) Darin finden sich aktuelle Positionen der Forschung, Literaturhinweise und notwendige Konsequenzen für einen Unterricht, der „Mehr als Ethik“ zum Thema macht.

Damit sich diese Konsequenzen im Unterricht niederschlagen, wurden in die Frage- und Aufgabestellungen verschiedene geistes-, kultur- und sozialwissenschaftliche Methoden integriert. Kognitive und emotive Dimensionen, rezeptions- und produktionsorientierte Zugänge finden gleichermaßen Berücksichtigung. Nicht zuletzt wurde bei der Auswahl der Texte auf den erweiterten Denkrahmen geachtet:

Auf die vielfältigen Formen der Zusammenarbeit im Projekt und die engagierten Wissenschaftsteams sind Auswahl und Schwerpunkte der Themen, Fragestellungen und Methoden zurückzuführen. Die Materialien sind so angelegt, dass frühen Spezialisierungen entgegengewirkt wird und statt auf Reproduktionen von Wissen und Werten auf ausgewählte Kompetenzen abgezielt wird. Fächer-, schultypenübergreifende und projektorientierte Unterrichtsformen sollen angeregt werden. Den didaktischen Überlegungen entsprechend ist die Website wie folgt aufgebaut:

Literatur

De Luchi, Maria (2000): La ricerca-azione. In: Roberto Dolci/Paola Celentin (Hg.): La formazione di base del docente di italiano a stranieri. Rom, 196–210.

Klüver, Jürgen/Krüger, Helga (1972): Aktionsforschung und soziologische Theorien. Wissenschaftstheoretische Überlegungen zum Erkenntnisinteresse in der Aktionsforschung. In: Fritz Haag/Helga Krüger/Wiltrud Schwärzel/Johannes Wildt (Hg.): Aktionsforschung. Forschungsstrategien, Forschungsfelder und Forschungspläne. München, 76–99.

Krammer, Stefan (2010): Forschung in/durch Aktion. Action Research. In: Marlen Bidwell-Steiner/Stefan Krammer (Hg.): (Un)Doing Gender als gelebtes Unterrichtsprinzip. Sprache – Politik – Performanz. Wien, 43–49.

Rösner, Hans-Uwe (2002): Jenseits normalisierender Anerkennung. Reflexionen zum Verhältnis von Macht und Behindertsein. Frankfurt am Main.

Zelger, Sabine (2012): Vom World Café über Uni-Tage zu eigenen Forschungen. Einblick in ein vielschichtiges Sparkling Science-Projekt. In: Doris Pfabigan/Sabine Zelger (Hg.): Mehr als Ethik. Reden über Körper und Gesundheitsnormen im Unterricht. Wien, 97–121.